Mitgliederversammlung der Kreisjägerschaft am 21.04.2023


Der Kreisvorsitzende Ralf Reckmeyer begrüßte die versammelten 150 Jägerinnen und Jäger sowie zahlreiche Ehrengäste in der Gaststätte Jägerhof in Harsewinkel zur Mitgliederversammlung der Kreisjägerschaft Gütersloh 2023. Der Bundestagsabgeordnete Ralph Brinkhaus richtete zu Beginn ein kurzes Grußwort an die Anwesenden. Darin zollte er den Jägerinnen und Jägern seinen Respekt und Dank für ihre ehrenamtliche Arbeit bei der Erhaltung der heimischen Natur und Landschaft. Er betonte dabei, dass es aus seiner Sicht wichtig sei, im Interesse von Natur- und Tierschutz den Dialog zu suchen anstatt übereinander zu sprechen.

In seinem Jahresbericht stellte Ralf Reckmeyer dann die verschiedenen Aktivitäten der Kreisjägerschaft vor. Dazu gehört vor allem die Kitzrettung, die 2022 in 8 von 12 Hegeringen des Kreises durchgeführt wurde. Es kamen dabei insgesamt 14 Wärmebilddrohnen zum Einsatz und es gelang 988 Rehkitze und unzählige Junghasen und Bodenbrüter vor dem Ausmähen zu retten. Er zeigte sich stolz auf die bundesweit einzigartige Ausstattung des Kreises Gütersloh mit Kitzrettungsteams und dankte für das besondere Engagement der ehrenamtlichen Helfer bei dieser Arbeit. In diesem Jahr 2023 wird die Kitzrettung in 9 Hegeringen unter Verwendung von 17 Wärmebilddrohnen fortgeführt.

Ralf Reckmeyer lobte ebenfalls das Engagement beim Angebot „Lernort Natur“, bei dem Schulklassen, Kindergärten oder Vereine durch geschulte Jägerinnen und Jäger die heimische Flora und Fauna näher gebracht wird. Er kündigte eine weiteren Ausbau dieses Angebots an.

Besondere Erwähnung in seinem Jahresbericht fand eine gemeinsame Diskussion mit der Partei Bündnis 90 die Grünen in Herzebrock, bei der Fragen aus Reihen der Interessierten umfänglich diskutiert wurden. Reckmeyer lobte dabei den sachlichen, zielführenden und vor allem ideologiefreien Austausch. Aus seiner Sicht ist es wünschenswert, in Zukunft häufiger in einen solchen Dialog zu treten, um das gegenseitige Verständnis zu stärken.

Eine Besonderheit des Jahres 2022 bestand in dem mit ca. 50 % hohen Anteil von Frauen an der diesjährigen Ausbildungsgruppe zum Erwerb des Jagdscheins. Hierin zeigt sich seiner Ansicht nach der Trend, dass die Jagd zunehmend auch von Jägerinnen ausgeübt wird. Der Kurs zum Erwerb des Jagdscheins im Jahr 2024 ist heute bereits ausgebucht.

Als wichtigste Aufgabe der Jägerschaft betonte Reckmeyer das sogenannte Prädatorenmanagement, die Bejagung von Beutegreifern zum Schutz von Bodenbrüdern und anderen heimischen Tierarten. Dabei wurde besonders auf die zunehmende Zahl der Waschbären hingewiesen, die für einen erheblichen Schaden verantwortlich gemacht werden können. Die Jagd auf Waschbären erfolgt überwiegend durch Lebendfallen. Zu diesem Zweck bietet die Kreisjägerschaft interessierten Revierinhabern den gemeinsamen Erwerb entsprechender Fallen an.

Mit besonderem Stolz berichtete Reckmeyer vom Fortschritt bei der Errichtung eines neuen Teichgeländes für die Jagdgebrauchshundeausbildung. Dieses neue Gelände bietet die Möglichkeit zu einer intensiven Ausbildung der Jagdgebrauchshunde, die für die tierschutzgerechte Ausübung der Jagd dringend notwendig sind. Er dankte in diesem Zusammenhang den zahlreichen ehrenamtlichen Helfer bei der Fertigstellung sowie den Sponsoren.

Bei der anschließenden Vorstandswahl wurde Ralf Reckmeyer als Kreisvorsitzender für 4 Jahre einstimmig wiedergewählt. Ebenso wurden als stellvertretender Vorsitzender Ulrich Bultmann sowie Catharina Karius als Beisitzerin in ihren Ämtern bestätigt.

Zahlreiche Mitglieder wurden in der Versammlung für ihre langjährige Mitgliedschaft und ihr Engagement geehrt. Mit der Verdienstnadel in Bronze des Landesjagdverbandes wurden ausgezeichnet: Hannes Dicke-Wentrup, Marco Dieckmann, Maik Rehage und Hans-Georg Westermeyer. Mit dem Verdienstabzeichen in Bronze des Deutschen Jagdverbandes wurden ausgezeichnet: Torsten Landwehr, Alfons Stammeier und Markus Zimmer. Mit der Naturschutzplakette in Bronze für besondere Verdienste um den Naturschutz wurde Friederich Stolte ausgezeichnet. Mit dem Verdienstabzeichen in Silber des Deutschen Jagdverbandes wurde Ulrich Bultmann ausgezeichnet und die Jagdhornbläsernadel in Gold erhielt Gerd Tietmeyer.

In seiner Funktion als neuer Kreisjagdberater in der Nachfolge von Alfons Steinmeier stellte Ulrich Bultmann die Statistiken zum erlegten und tot aufgefunden Wild aus dem Jagdjahr 2022/23 vor. In den Daten zeigte sich eine weitgehend stabile Entwicklung in den Wildbeständen der heimischen Jagdreviere. Besonders auffällig ist jedoch die weiter zunehmende Anzahl an Verlusten durch den Straßenverkehr beim Rehwild. In diesem Zusammenhang mahnte Bultmann zu einer intensiveren Bejagung des Rehwildes im Interesse der Verhinderung von Wildunfällen sowie von Verbissschäden in der Landwirtschaft und im Wald. Im Anschluss zeichnete er herausragende Rehwildtrophäen aus.

Ein Höhepunkt der Mitgliederversammlung war ein Fachvortrag des ehemaligen Leiters der Fachstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung Dr. Michael Petrak zum Thema: „Rehwild – älteste Hirschart in Mitteleuropa: Aktuelle Aufgaben für Management und Forschung in Nordrhein-Westfalen“ Darin stellte Dr. Petrak diese Wildart mit ihren biologischen Eigenschaften, ihren Ernährungsbedürfnissen und Ansprüchen an den Lebensraum vor. Hieraus leitete er Empfehlungen für die Lebensraumgestaltung sowie für die zeitliche Planung der Jagd im Jahresverlauf ab. Dabei betonte er die reduzierte Stoffwechselaktivität der Rehs in den Wintermonaten bis Ende April, in denen die Tiere besonders unter Störungen und damit verbundene Fluchten leiden. Aus seiner Sicht hat das Reh eine „Weiserfunktion“, als Indikator für die Qualität seiner natürlichen Umgebung. In diesem Sinne empfahl er ein verstärktes Hinschauen auf den Zustand des Rehwildes im heimischen Jagdrevier. Die besonders hohe Zahl der Wildunfälle mit Beteiligung von Rehen wurde ebenfalls thematisiert. Bemerkenswert war dabei der hohe Anteil weiblicher Rehe an den Verkehrsverlusten. Der Referent gab hierzu Hinweise auf erfolgversprechende Maßnahmen zur Prävention. Dr. Petrak dankte der Jägerschaft im Kreis Gütersloh für ihr Engagement in der Kitzrettung und die damit verbundene Mitarbeit in einem Forschungsvorhaben der Landesstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung, bei dem gefundene Kitze mit Ohrmarken versehen werden, um weitere Erkenntnisse über die Raumnutzung, die Lebensbedürfnisse  und die Auswirkungen der Veränderungen in der Landschaft untersuchen zu können.

Als stellvertretender Vorsitzender überraschte Ulrich Bultmann zum Ende der Veranstaltung den wiedergewählten Vorsitzenden Ralf Reckmeyere mit einer besonderen Ehrung. Er erhielt die Verdienstnadel des DJV in Silber, überreicht im Namen der Präsidentin Nicole Heitzig. In seiner Laudatio zählte das Vorstandsmitglied Heiner Rolf-Kiel die Verdienste von Ralf Reckmeyer während seiner langjährigen Arbeit als Vorsitzender der Kreisjägerschaft auf. Dabei wurde besonders die Errichtung des Hubertusheims sowie des im Bau befindlichen Teichgeländes hervorgehoben. Heiner Rolf-Kiel dankte ihm für seinen besonders kameradschaftlichen und wertschätzenden Umgang und sein außergewöhnlich hohes Engagement der Kreisjägerschaft. Sichtlich gerührt dankte Ralf Reckmeyer für diese besondere Ehrung. Von den Anwesenden wurde Reckmeyer mit einem dreifachen Horrido und einem Tusch der Jagdhornbläser gefeiert.

2. Foto Vorstandswahl (v.l.n.r.): Ulrich Bultmann, Catharina Klarius, Ralf Reckmeyer.

3. Foto Ehrungen (v.l.n.r.): Heiner Rolf-Kiel, Ulrich Bultmann, Gerd Tietmeyer, Hand-Georg Westermeyer, Friederich Stolte, Torsten Landwehr, Markus Zimmer, Hannes Dicke-Wentrup, Marco Dieckmann, Alfons Stammeier, Ralf Reckmeyer.